Im Rahmen der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 7. Februar 2024 wurden weitere zielführende Maßnahmen des „Präventionskonzeptes gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ vorgestellt, das der Landkreis Hameln-Pyrmont bereits seit 2020 schrittweise umsetzt.
Insbesondere die Wirkung von zwei Maßnahmen stand dabei im Fokus, die von der Hochschule Bielefeld untersucht und bewertet wurden. „Ziel dieser beiden Maßnahmen ist es zum einen, die Kinder zu stärken und zum anderen Fachkräften bei ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen das nötige Rüstzeug zur Erstellung von Schutzkonzepten in ihren Einrichtungen mitzugeben“, erklärt Frau Döhlinger vom Jugendamt Hameln-Pyrmont.
Das Präventionsprojekt „Ziggy zeigt Zähne“ wird von der Beratungsstelle Pro Familia an Grundschulen im Landkreis durchgeführt, um Kinder sprachfähig zu machen. „Die Jungen und Mädchen sollen lernen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu erkennen, wann eine Grenze überschritten wird, um sich dann entsprechend mitzuteilen und darüber reden zu können. Daneben werden die Fachkräfte an den Schulen sensibilisiert“, so Döhlinger.
Nach dieser Projektarbeit an 12 Grundschulen konnten die Kinder Körperteile differenzierter benennen, „gute und schlechte Geheimnisse“ besser voneinander unterscheiden und waren vor allem in der Lage, die „schlechten Geheimnisse“ zu erkennen und diese bei den richtigen Personen zu benennen.
„Ziggy zeigt Zähne“ wird mit kindgerechter Ansprache durchgeführt, so dass die Kinder bei dieser sensiblen Thematik nicht verunsichert werden, sondern eine Stärkung ihrer Kompetenzen erleben, um künftig klarer für ihre Rechte einstehen zu können. Die Maßnahme zur Stärkung der Fachkräfte wurde vom Landkreis Hameln-Pyrmont zusammen mit der Hochschule Bielefeld durchgeführt. Teilnehmenden aus Schulen und Kitas und von den Trägern für Hilfen zur Erziehung wurden in acht Workshops und bei zwei Reflexionsterminen Fachwissen und Handlungskompetenz zur Erstellung von Schutzkonzepten vermittelt.
Schutzkonzepte sind bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wichtig, weil sie
- innerhalb der Einrichtungen einen Standard für den Umgang mit Kinderschutzfällen darstellen
- den Mitarbeitenden Handlungssicherheit geben und sensibilisieren
- Kinder und Jugendliche besser geschützt werden können
„Mit den vermittelten Inhalten waren die Teilnehmenden sehr zufrieden. Alle erhielten die Möglichkeit, parallel zu den Workshops bereits ein eigenes Schutzkonzept für ihre Einrichtung zu erstellen und eine Rückmeldung einzuholen“, sagt Döhlinger, „vor allem Kitas machten von dem Angebot Gebrauch und stehen weiterhin mit uns in einem engen Austausch.“
Die Umsetzung der Maßnahme wird im Bericht der Hochschule Bielefeld als hochwirksam in Bezug auf die Weiterentwicklung fachspezifischer Kompetenzen beschrieben. Besonders hohe Werte an Sicherheit wurden bei der Wissensvermittlung und -anwendung zum Leitbild im Schutzkonzept erreicht.
Für das Jugendamt Hameln-Pyrmont sind beide Maßnahmen ein großer Erfolg. „Insbesondere die Workshops mit den Fachkräften haben gezeigt, dass der zu Beginn festgestellte enorme Unterstützungsbedarf bei der Erstellung von Schutzkonzepten im Rahmen dieser Fortbildung gedeckt werden konnte“, betont Döhlinger.
Für die Umsetzung des Präventionskonzeptes und damit für die Arbeit des Jugendamtes ist die Bewertung dieser beiden Maßnahmen durch die Hochschule Bielefeld von besonderer Bedeutung. „Die Evaluation zeigt auf, dass wir mit unserem Konzept gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen auf dem richtigen Weg sind. Mit diesen Projekten ist es erneut gelungen, zu stärken und zu sensibilisieren und die Aufmerksamkeit auf den Kinderschutz zu lenken.
Beide Maßnahmen sind weiterhin in der Umsetzung. Das Jugendamt hat einen Kooperationsvertrag mit der Pro Familia geschlossen, sodass diese weiterhin das Projekt „Ziggy zeigt Zähne“ in die Grundschulen bringen kann.
Zur Etablierung von Schutzkonzepten steht Frau Döhlinger vom Hameln-Pyrmonter Jugendamt weiterhin unterstützend zur Verfügung.
Weitere Informationen und das Präventionskonzept sind hier »Kinderschutz bedeutet Dialog« / Landkreis Hameln-Pyrmont zu finden.
Foto: oh/Landkreis Hameln-Pyrmont