Wer dem merkwürdigen Beruf des politischen Liedermachers nachgeht, der kommt vermutlich kaum noch hinterher in den letzten Jahren – angesichts der schnellen Abfolge von Katastrophen, Krisen und ihren oft hässlichen Niederschlägen bis tief in die privaten Beziehungen hinein.
Doch der Marburger Robert Oberbeck, der mit „HEAL“ sein mittlerweile sechstes Album vorlegt, ist kein politischer Songwriter. Und das ist gut so. Die Alltagskämpfer und Kleinstadthelden, die Zweifler, die Ausbruchssehnsüchtigen und die Rückzugsbedürftigen, von denen Oberbeck immer wieder neu erzählt, sie sind alle auf der Suche nach ihrer eher kleinen Flucht. Sie legen Hoffnung auf ihr Bisschen Heilung in das Wiedersehen mit alten Freunden oder auch darein, dass mit der Liebsten doch noch einmal alles wieder gut wird.
Auch auf dem neuen Album bleiben Parolen, Anklagen, bleibt überhaupt alles Weltlagenmäßige draußen. Eskapismus spielt sich beim Personal der Oberbeck-Songs schon immer eher in den Köpfen ab – jene Köpfe sind doch allemal Welt genug. Schon vor einigen Jahren stoppte der grundsympathische Hesse in der Hamelner Sumpfblume und nahm das Publikum mit seinem Auftritt gefangen. Es ist Singer Songwriter Musik, die weiß, wann sie rocken muss – und wann sie fast schweigen sollte. Tolle Musik aus der mittelhessischen Provinz – ja, das gibt es!
Am Sonntag, 11. Februar um 18.00 Uhr im Cafe der Sumpfblume. Mehr unter: www.sumpfblume.de
Foto: oh/Veranstalter