Dem städtischen Denkmalpfleger Dirk Diekmann-Tirre ist es gelungen, ein Kooperationsprojekt mit der European Heritage Volunteers Organisation zu initiieren.
Die Organisation ist als Stiftung in den Bereichen Denkmalschutz und Denkmalbildung, internationaler Austausch und Freiwilligenarbeit europaweit tätig. Zwei Wochen lang werden sich nun acht Studierende verschiedenster Fachrichtungen mit der Konservierung der Grabmale auf dem Garnisonsfriedhof befassen. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichsten Nationen (Ägypten, USA, Brasilien, Australien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Slowenien) und Fachrichtungen (Archäologie, Heritage Management, Fine Arts, Conservation). Ziel ist die Vermittlung von Fachpraxis in Ergänzung zu den eher theoretischen Studiengängen.
Garnisonsfriedhof Hameln
Genau wie einzelne Baudenkmale müssen denkmalgeschützte Friedhöfe als Flächendenkmale gesetzlich geregelt vor Verfall geschützt und erhalten werden. Das gilt auch und vor allem für das unbequeme, belastete Erbe (contested heritage) der Militärgeschichte wie den Garnisonsfriedhof in Hameln. Es geht nicht um die Glorifizierung der hier bestatteten hochrangigen Offiziere aus der Garnison Hameln und dem überregionalen norddeutschen Raum, sondern um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe von Gewalt und Tod. Die Grabdenkmale sind Zeitzeugen für nachfolgende Generationen. Sie werden kommentiert und historisch eingeordnet, bleiben aber in Ihrer zeitprägenden Originalsubstanz und authentischen Aussage unverändert.
Der Garnisonsfriedhof steht nicht im Fokus der meisten Hamelner. Viele haben seine Existenz vergessen und sind überrascht, wenn Sie vielleicht mal zufällig durch das schmiedeeiserne Tor zwischen der dichten Wohnbebauung treten. Fast schon symbolisch rauscht der Autoverkehr auf der stark befahrenen Bundesstraße vor dem Friedhof vorbei. Es bleibt keine Zeit für eine Reflektion der kriegerischen Geschichte. Der Friedhof wurde bereits 1676 angelegt. 1685 erfolgte die erste nachweisbare Bestattung. Die erhaltenen Grabstätten stammen vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Als restauratorische Aufgabe stellt sich jetzt aktuell für die nächsten 3 Jahre die Konservierung und Festigung der noch vorhandenen Sandsteinsubstanz ohne dabei die Spuren der Zeit zu verwischen.
Studentenprojekt:
Im Rahmen der restauratorischen Sanierung der Grabdenkmale auf dem Garnisonsfriedhof führt die Stadt Hameln zusammen mit der European Heritage Volunteers Organisation (www.heritagevolunteers.eu) auf dem Garnisonsfriedhof ein 2wöchiges Studentenprojekt durch. Die Organisation ist als Stiftung in den Bereichen Denkmalschutz und Denkmalbildung, internationaler
Austausch und Freiwilligenarbeit europaweit tätig. Die Studentengruppe mit 14 Teilnehmern setzt sich aus Bachelor und Masterstudenten verschiedenster Fachrichtungen zusammen wie Restaurierung, Denkmalpflege, European Management etc. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichsten Nationen. Die Kommunikation erfolgt in Englisch. Ziel ist die Vermittlung von Fachpraxis in Ergänzung zu den eher theoretischen Studiengängen.
Zeitraum, Ablauf, Organisation:
Abgestimmter Projektzeitraum: 16.07. bis 29.07.2023 (inkl. An- und Abreisetag und freier Tag)
Die Stadt Hameln ist laut Projektvereinbarung verantwortlich für die Unterbringung der Teilnehmer in der Hamelner Jugendherberge und ein ergänzendes kulturelles Rahmenprogramm. Die Verpflegung erfolgt über die Jugendherberge und wird durch den Projektträger übernommen. Vorgesehen seitens des Organisators ist ein Orientierungsabend nach Ankunft, ein interner Abend zur Präsentation der eigenen Tätigkeiten und Projekte der European Volunteers, eine öffentliche Präsentation mit Einzelvorträgen der Teilnehmer im Museum, ein Tag und ein Abend zur freien Verfügung der Teilnehmer und ergänzend die Rahmenangebote der Stadt Hameln beispielsweise Stadtführung (baulich und historisch), Museumsrundgang. Für Teile des Rahmenprogramms wie
archäologische Klütwanderung zur Festung mit gastronomischer Einkehr auf dem Finkenborn oder eine kurze Weserfahrt wird noch die Unterstützung/Beteiligung durch externe Fördergeber gesucht.
Zielsetzung:
Dieses Projekt eines externen Bildungsträgers in Hameln ist sowohl in kultureller, denkmalpflegerischer als auch sozialer Hinsicht öffentlichkeitswirksam in der Außendarstellung und Netzwerkaufgabe der Stadt. Ein Friedhofsdenkmal, das völlig aus dem Blick der Hamelner Öffentlichkeit geraten ist, wird durch Bildungs- und Pressearbeit wieder bewusst gemacht. Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen politischen Geschehens von besonderer Bedeutung.
Foto: oh/Stadt Hameln