Ein Film aus der Reihe Kirchen und Kino

Pflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule: Egal, wo Benni hinkommt, sie fliegt sofort wieder raus. Die wilde Neunjährige ist das, was man im Jugendamt einen „Systemsprenger“ nennt. Dabei will Benni nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei ihrer Mutter wohnen! Doch Bianca hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha, sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien. „Sie braucht ’nen andern Rahmen.“ sagt eine Pädagogin und die Antwort kommt prompt im Scherz von ihrem Kollegen: „Manchmal wünscht ich mir schon, man dürfte die Kinder noch einsperren.“ Im Laufe des Films wird Benni eingesperrt. Benni flieht immer wieder, sie läuft in einem Tempo, dass die Kamera ihr kaum hinterher zu kommen scheint. Laute und derbe Musik unterstützt diesen Kampf. Daneben stehen die stillen Momente, die Momente ohne Worte. Sie sagt schroff „Sei leise!“, als Schulbegleiter Micha sie beschwichtigen möchte, ihr ins Wort „Mama“ fällt, das so schmerzhaft für sie scheint. Und dennoch ist er eine der wenigen Figuren in dieser Geschichte, die sie beim Wort nimmt, die ihr auf Augenhöhe begegnet, nicht versucht, über sie zu sprechen und ihr zu sagen, was richtig ist und wie sie sich zu verhalten hat. Er verhandelt mit ihr. Er wird an seine Grenzen kommen, sie wird sie überschreiten. Ihre Mutter taucht spät auf. Sie ist kaum sichtbar, Benni ruft so präsent nach ihr und fordert sie indirekt auf, Verantwortung zu übernehmen. Sie wird es ihrer Tochter gleich machen und davonlaufen. Und wieder erkennen wir die Einsamkeit dieses Kindes und derer, die ihm helfen wollen, einen Platz im Leben zu finden.

Albrecht Schuch (Micha) sagte dazu, das Schlimmste wäre doch, wenn „die Hoffnung der Eltern in das Kind nicht mehr da ist.“ Egal, welchen Mist man als Kind so baue, entscheidend sei, dass die Menschen, denen man vertraut, „einen nicht aufgeben.“ In der Mitte des Films fragt man sich: „Wenn diese Geschichte ein gutes Ende nehmen sollte, wie sähe es aus?“. Aber man glaubt nicht an ein gutes Ende. Nicht in diesem System, das dieses Kind versucht zu „sprengen“. Tragisch und bitter macht der Film mit seiner grandiosen Hauptdarstellerin aufmerksam auf das Leid derjenigen jungen Menschen, die in unserer Gesellschaft selten einen kontinuierlichen Platz finden. Die Aufmerksamkeit bleibt auf das Kind gerichtet, das verloren scheint und an dem unsere pädagogischen Möglichkeiten vielleicht enden.
Am Mittwoch, 21. Oktober 2020, um 20.00 Uhr, Einlass 19.30 Uhr, Start 20 Uhr Eintritt 5,-€, erm. 4,-€.
Mehr unter: www.sumpfblume.de
 

Foto: oh/Veranstalter

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